Strausberg, 15. November 2017
Strausberg (MOZ) Wohnungsleerstand gibt es in Strausberg so gut wie keinen. Die Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Immobilienverwalter Berlin-Brandenburg, Sylvia Pruß, sieht im Neubau von Miet- und Eigentumswohnungen den Weg, der Wohnungsknappheit zu begegnen.
Der Druck auf den Wohnungsmarkt ist erheblich. Die Landesregierung sieht den Zuwachs an Wohnungen vor allem im Berliner Speckgürtel entlang der S-Bahnlinien. Sylvia Pruß, die Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Immobilienverwalter Berlin-Brandenburg, sieht den Ballungsraum Berlin ebenfalls weiter bis nach Strausberg wachsen, in den anderen Himmelsrichtungen nach Potsdam, Bernau oder Teltow ebenso: „In 20 Jahren wird Strausberg vermutlich ein Vorort im Weichbild Berlins sein, vergleichbar mit Grünwald bei München.“ Schon heute sei zu beobachten, wie immer mehr Lücken entlang der S-Bahn bebaut werden. Um die Wohnungsknappheit abzubauen, wünscht sich Sylvia Pruß mehr Förderung für den Neubau. Die Grunderwerbssteuer zu erhöhen, sei genau das falsche Signal aus Potsdam gewesen: „Wenn sich eine junge Familie, in der beide Partner arbeiten, heute dank der niedrigen Zinsen Wohneigentum anschaffen will, bremst das der Staat mit dem ganzen Rattenschwanz an Zusatzkosten für Notar, Grundbucheintrag, vielleicht noch Vermessung oder Gutachten und schließlich Grunderwerbssteuer. Da winken dann viele ab und sagen: Das wird zu teuer.“ Sie könnte sich auch gut steuerliche Vergünstigungen für Investoren vorstellen, die Wohnraum schaffen: „Nach der Wende hat die Sonderabschreibung solche Investitionen attraktiv gemacht, heute wünsche ich mir solche Anreize, und wir haben neue Wohnungen dringend nötig.“
Sie wünscht sich das auch unter einem anderen Aspekt: „Die eigene Wohnung oder das eigene Haus sind des Deutschen liebste Altersvorsorge, der Trend geht dabei zur Eigentumswohnung.“ Im Ruhestand in den eigenen vier Wänden leben und von keiner Mieterhöhung betroffen zu sein, sei der Traum vieler Berufstätiger. Auch im Verband sei zu beobachten, dass die Verwaltung von Wohneigentum an Bedeutung zunimmt. Dabei sei dies am anspruchsvollsten. Ein Mehrfamilienhaus mit einem Dutzend Eigentümern berge immensen Konfliktstoff. Dort rechtlich alle Fallstricke zu kennen und zu beachten, um alle Interessen auszugleichen, verlange große Sachkenntnis und kontinuierliche Fortbildung.
Sylvia Pruß ist im Dachverband Deutscher Immobilienverwalter die Vorsitzende des Verbandsrats, der gemeinsam mit dem fünfköpfigen Präsidium auch Lobbyarbeit bei der Bundesregierung leistet. Sie freut sich besonders, dass noch in der alten Legislaturperiode ein Gesetz zu den Zugangsvoraussetzungen in die Branche der Immobilienverwalter verabschiedet wurde. Das verpflichtet Immobilienverwalter und auch Makler, sich in drei Jahren mindestens 20 Stunden weiterzubilden. Auch müssen sie bestimmte Versicherungen nachweisen. „Das ist auch eine Frage des Verbraucherschutzes, dass die Auftraggeber sichergehen können, dass ihre Immobilie kompetent verwaltet wird“, sagt die Landesverbandsvorsitzende. Immerhin verwalten sie und ihre Kollegen Millionenvermögen, da sei Professionalität das A und O.
Strausberg nennt Sylvia Pruß privilegiert. Im Grünen, inmitten von Seen, Feldern und Wäldern gelegen, und dann S-Bahn-Anschluss im 20-Minuten-Takt nach Berlin. „Hier brauchen Sie aber auch mehr Mietwohnungen als anderswo, weil durch die Bundeswehr eine höhere Fluktuation entsteht.“ Die große Nachfrage nach Wohnungen bedeute aber nicht, dass die Hausverwaltung Pruß gar keine im Angebot habe. „Wir haben zwar keinerlei Leerstand, aber nur, weil wir rechtzeitig organisieren, dass die Wohnungen nahtlos bezogen werden und für den Vermieter keine Lücken entstehen“, sagt sie. Auf der Webseite nachzuschauen, lohne sich immer.