Frankfurt (Oder), 14. Februar 2023
Stellen Sie sich bitte kurz vor.
Mein Name ist Sylvia Pruß und ich bin Kauffrau der Grundstücks- und Wohnungswirtschaft. Recht schnell nach Abschluss meiner Ausbildung habe ich 1996 das Unternehmen Pruß Hausverwaltung mit Firmensitz in Strausberg gegründet. Inzwischen haben wir auch eine kleine Nebenstelle in Berlin. Unser Unternehmen betreut derzeit 4.500 Verwaltungseinheiten, wobei die Hälfte unseres Bestandes im Bereich der Wohneigentumsverwaltung und die andere Hälfte im Bereich Mietverwaltung von Wohnungen und Gewerbe liegt. Meine Firma ist ein Familienunternehmen und seit über zehn Jahren arbeiten meine beiden Söhne mit im Betrieb. Der eine leitet die Wohneigentumsverwaltung mit den dazugehörigen Gemeinschaften von Wohnungseigentümern, während der andere die Leitung über das Feld der Mietverwaltung und die Betreuung der privaten Eigentümer innehat.
Welches Ehrenamt üben Sie aus?
Ich bin seit mehr als 20 Jahren im Vorstand des Verbandes der Immobilienverwalter Berlin Brandenburg und bin daneben Vizepräsidentin des Verbandes der Immobilienverwalter Deutschland. Seit mehr als 15 Jahren bin ich im Prüfungsausschuss der IHK Ostbrandenburg für die Prüfung der Immobilienkaufleute tätig, wo ich sowohl schriftliche als auch mündliche Prüfungen abnehme. Außerdem bin ich ehrenamtliche Handelsrichterin am Landgericht Frankfurt (Oder), wozu man von der IHK berufen wird. Mit der Richterin gemeinsam sitze ich in der Kommission und entscheide in Sachen Handelsrecht, was auch das Gewerbemietrecht betreffen kann. Diese Arbeit ist sehr spannend und bereitet mir Freude, da sie trotz Berührungspunkten über den Tellerrand der Verwaltung von Immobilien hinausgeht. Seit der neu eingeführten Zertifizierung der WEG-Verwalter gem. § 26a WEG bin ich ebenfalls ehrenamtliche Prüferin dafür.
Warum engagieren Sie sich ehrenamtlich?
Meine Verbandstätigkeit habe ich sehr früh begonnen. Ich bin der Meinung, dass man als Selbstständiger, egal in welchem Berufszweig, nicht für sich alleine tätig sein kann; es braucht immer ein Netzwerk. Man muss über den Tellerrand hinausschauen, zum Beispiel über das Engagement in Verbänden, was heute noch viel wichtiger in der Verwaltungsbranche ist als früher. Die gesetzlichen Anforderungen sind so groß geworden, dass es notwendig ist, sich ständig weiterzubilden und auszutauschen. Und in meinem Fall ist es mir wichtig, mein über die Jahre angeeignetes Wissen an Kolleginnen und Kollegen weiterzugeben sowie mit ihnen die Branche zu entwickeln und zu professionalisieren. Ein zweiter Punkt, der mir sehr am Herzen liegt, ist mit Blick auf den Fachkräftemangel, die Ausbildung junger Menschen. Deshalb bilde ich im Unternehmen schon seit vielen Jahren aus. Den jungen Menschen müssen die Berufe nahegebracht werden, damit sie überhaupt wissen, was dahintersteckt. Deshalb unterstütze ich meine Auszubildenden in vollem Umfang. Aktuell ist sie als IHK-Ausbildungsbotschafterin für Immobilienkaufleute tätig, worauf ich stolz bin. Mir ist es wichtig, dass die jungen Menschen mit einer fundierten Ausbildung eine gute Möglichkeit haben, sich im Leben zu beweisen. Nur wenn wir qualifizierte Fachkräfte haben, können wir optimistisch in die Zukunft schauen.
Was verschafft Ihnen bei all der Arbeit und dem Engagement einen Ausgleich?
Durch den Familienbetrieb habe ich bei viel beruflichem Stress die Möglichkeit, mich mit meinen Söhnen zu allen Anforderungen der Branche auszutauschen. Das holt mich oft sehr schnell wieder herunter. Außerdem habe ich durch sie Rückhalt, auch für die Ehrenämter. Wenn ich irgendwo ehrenamtlich unterwegs bin, weiß ich, dass die Firma durch meine Söhne gut weitergeführt wird. Auch im Privaten ist mir Familie sehr wichtig. Wir verbringen die Wochenenden zusammen und kochen oft. Für meine drei Enkel stehe ich immer bereit. Der Dank strahlender Kinderaugen für die Liebe und Zuneigung, die man ihnen entgegenbringt, ist das Größte, was man haben kann. Da braucht es keinen Ruhm und kein Geld.
Quelle: FORUM/Katharina Wieske